Wie beeinflusst Stress deinen Körper?
Stress ist ein natürlicher Bestandteil unseres Lebens. Kurzfristig kann er uns sogar beflügeln – zum Beispiel, wenn wir in einer wichtigen Situation plötzlich besonders fokussiert, schnell oder leistungsfähig sind.
Doch wenn Stress dauerhaft besteht oder keine Erholungsphasen folgen, kann er den Körper aus dem Gleichgewicht bringen.
Was passiert bei Stress im Körper?
Sobald dein Gehirn eine Situation als bedrohlich oder überfordernd einstuft, aktiviert dein Körper das sogenannte "Fight or Flight"-System – den Kampf-oder-Flucht-Modus. Dabei werden die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Diese steigern Puls, Atmung, Muskelspannung und Energieverfügbarkeit.
Für akute Herausforderungen ist das sinnvoll. Doch auf Dauer bringt chronischer Stress viele Systeme im Körper aus dem Takt.
Die Auswirkungen von chronischem Stress
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Appetit und Gewicht: Cortisol erhöht den Appetit, vor allem auf kalorienreiche, schnelle Energiequellen wie Zucker und Fett. Gleichzeitig wird der Fettabbau gehemmt. Das begünstigt Gewichtszunahme, insbesondere im Bauchbereich. (Vielleicht hast du den Ausdruck "Hormonbauch" schon mal gehört?)
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Schlafstörungen: Anhaltender Stress hält das Nervensystem in Alarmbereitschaft. Einschlafen und Durchschlafen werden schwieriger, was die Erholung beeinträchtigt.
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Hormonelles Ungleichgewicht: Cortisol wirkt auf viele hormonelle Regelkreise ein, darunter Sexualhormone, Schilddrüsenhormone und Insulin. Das kann zu Zyklusbeschwerden, Erschöpfung und Stimmungsschwankungen führen.
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Schwächeres Immunsystem: Dauerstress unterdrückt die Immunantwort. Die Anfälligkeit für Infekte steigt, und der Körper regeneriert langsamer.
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Muskulatur und Trainingserfolg: Ein dauerhaft hoher Cortisolspiegel wirkt muskelabbauend. Selbst bei regelmäßigem Training bleiben Fortschritte aus, wenn Stress und Erholung nicht im Gleichgewicht sind.
Training – auch eine Form von Stress
Wichtig zu verstehen: Auch Training ist Stress für deinen Körper – genauer gesagt, eine gezielte Belastung. Doch im Gegensatz zu chronischem Alltagsstress ist Training ein geplanter, kontrollierter Reiz, der deinen Körper stärker macht, wenn die Regeneration stimmt.
Nach dem Training repariert dein Körper die beanspruchten Strukturen – und passt sich an: Du wirst stärker, fitter, widerstandsfähiger.
Wird allerdings zu viel oder zu intensiv trainiert, ohne Erholung, kann Training ebenfalls zur Belastung werden.
Deshalb ist klug geplantes Training – abgestimmt auf deinen Alltag – so wichtig. Weniger ist manchmal mehr.
Positiver vs. negativer Stress: Eustress und Distress
Nicht jeder Stress ist schädlich. Man unterscheidet:
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Eustress (positiver Stress):
Kurzfristiger, motivierender Stress, der uns wachsen lässt. Ein wichtiger Termin, ein sportlicher Wettkampf oder das Gefühl, einer Herausforderung gewachsen zu sein.
Eustress aktiviert, aber überfordert nicht. Er lässt uns konzentriert und leistungsfähig sein – und fühlt sich oft sogar gut an. -
Distress (negativer Stress):
Anhaltender, belastender Stress, bei dem das Gefühl entsteht, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein.
Distress erschöpft langfristig Körper und Geist – und wirkt sich negativ auf Gesundheit, Schlaf, Hormone und Ernährung aus.
Das Ziel im Alltag sollte sein, Eustress zu fördern (z. B. durch gezielte Herausforderungen im Training) und Distress zu erkennen und zu regulieren (z. B. durch Erholung, Bewegung, Schlaf und bewusste Pausen).
Fazit
Stress ist nicht grundsätzlich schlecht – im Gegenteil: Richtig dosiert kann er dich wachsen lassen.
Doch wenn er dauerhaft präsent ist und keine Erholungsphasen folgen, kann er dich ausbremsen – körperlich wie mental.
Deshalb ist es so wichtig, deinen Körper als Ganzes zu betrachten: Bewegung, Ernährung, Schlaf und Regeneration gehören zusammen.
Du darfst lernen, Stress zu erkennen, deine Bedürfnisse wahrzunehmen – und dir bewusst Ausgleich zu schaffen.
Denn wer stark sein will, muss nicht nur trainieren – sondern auch lernen, gut für sich zu sorgen.